Die Geschichte der Schönkirchener Gilden - Kurzfassung
Die erste Gilde gab es im 13. Jahrhundert in Schönberg (Probstei), die Laurentius-Gilde. Man tagte am ersten Tage des Monats, lateinisch calendae, wonach diese Gilde auch "Kalands" genannt wurde.
Es ist zu vermuten, dass unsere Gilden aus diesen Kalandern, den Kirchengilden, hervorgegangen sind!
Die erste Urkunde der Schönkirchener Gilde stammt aus dem Jahre 1560. Da sie "wieder gestiftet" wurde, muss die Schönkirchener Ursprungsgilde vor 1560 gegründet worden sein.
Die Gründungsurkunde wurde im Jahre 1560 im Gildehaus zu Schönkirchen ausgestellt. Die dabei anwesenden Personen waren: Frau Magdalena Brocktorff vom Gute Schrevenborn, Bartram Pogwisch auf Dobersdorf, Christoffer Gadendorp auf Schönhorst und die Gräfin Blome auf Oppendorf.
Im Jahre 1606 wurde die Gilde abermals "gestiftet", wiederum von den Kirchspieljunkern Pogwisch, Brocktorff, Blome, von den Leuten des Rates (Kiel) und den Untertanen der Güter.
Alle Unterlagen, die im Pastorat in der Gildelade aufbewahrt wurden, wurden beim Brande im Jahre 1791 vernichtet.
Einmal im Jahr, um die Pfingstzeit herum, fand das Gildefest statt. Dann wurde vor der geöffneten Gildelade Rechnung gelegt, Entscheidungen wurden durch Mehrheitsbeschluss gefällt und die Älter- und Schauleute gewählt.
Etwa um 1800 entstanden im Lande die "Brandkassen". Nunmehr wurden die Brandgilden überflüssig, nicht aber die Gilden. Die Schönkirchener Gilde lief zunächst unter dem Namen "Lustgilde" weiter.
Im Jahre 1819 gründeten dann die sechs unten erwähnten Schönkirchener Hufenbesitzer die "Windgilde Schönkirchen".
Im Jahre 1885 konnte man die 325-Jahrfeier der Gilde begehen. Die Eröffnungsfeier fand im Gildehaus statt. Der mit selbstgebrautem Bier gefüllte Willkumst kreiste durch die Reihen.
Ein weiterer Höhepunkt in der Gildegeschichte war die 350-Jahrfeier im Jahre 1910. Den Glanzpunkt bildete ein festlicher Umzug durch den Ort, an dem sich fast alle Vereine beteiligten.
Neben vielen anderen Gilden, z.B. Pferde- Schweine-, Totengilden, bildeten sich im 18. und 19.Jahrhundert auch "Knochenbruchgilden". Sie zahlten bei Knochenbrüchen an die Geschädigten eine bestimmte Summe. Der Gedanke: "All för een - een för all" entsteht, später kam dann noch ein Sterbegeld dazu.
Vom Jahre 1913 an benutzten die Wind- und Knochenbruchgilde denselben Schießstand. Er lag auf der Koppel am Achterredder, hinter dem zweiten Friedhof, dort wurde bis 1982 geschossen.
Im Mai 1914 wurde das letzte Gildefest vor dem 1. Weltkrieg gefeiert. In den Kriegsjahren 1915/16/17 und 18 wurden nur Versammlungen abgehalten, über 20 Mitglieder sind Soldaten!
Am 10. August 1935 erklärte sich die Gilde auf Druck der Nationalsozialisten für aufgelöst, es gäbe unüberwindbare Schwierigkeiten!
1948/49 ging man auch in Schönkirchen daran, die Gilde wieder aufleben zu lassen. Max Kaak, Peter Stoltenberg, Else Knegendorf und Hans-Heinrich Stoltenberg waren diejenigen, die den ersten Schritt wagten. Die erste Generalversammlung fand am Sonnabend, 17. Juni 1950 statt.
1960, ein großes Fest steht bevor: die 400-Jahr-Feier der Gilde. Man beschließt, der Gilde einen neuen Namen zu geben. Da die Knochenbruchgilde sich als Nachfolgegilde der Brandgilde von 1560, der Windgilde von 1819 und der Knochenbruchgilde von 1875 betrachtet, glaubt man sich dazu berechtigt. Es ist zweifelsfrei, dass diese Auffassung richtig ist. Man einigt sich auf den Namen:
Alte Gilde Schönkirchen von 1560
Nach der 400-Jahrfeier trafen sich alljährlich die Vorstände der Ellerbeker Buttgilde von 1666, der Großen Neumühlener Gilde von 1635, später auch der Mönkeberger Bürgergilde, um über Gildefragen zu sprechen.
Im Jahre 1973 war der damalige Ministerpräsident Dr. Gerhard Stoltenberg zu Gast beim Gildefest, er pflanzte am Dorfteich eine Blutbuche. Stoltenberg entstammt einer alten Schönkirchener Familie, sein Urgroßvater war Lehrer und Organist in Schönkirchen.
1976 wurde erstmals eine Gildefestschrift erstellt, sie sollte künftig jedes Jahr erscheinen. Erster Redakteur und Initiator war William Ibelshäuser.
1983 wurden auf dem gemeindeeigenen Spielplatz am Weidenkamp neue Gildeanlagen erstellt. Der alte Platz am Friedhof war vor allem bei Regenwetter den Belastungen nicht mehr gewachsen. Jürgen H. Waldner regelte die Finanzierung des neuen Gildeplatzes und stellte die Umlagenzahlung auf das Abrufverfahren um.
1985 feierte man das 425. Jubiläum der Gilde. Es wurde ein gelungenes Fest. Man feierte vierzehn Tage und bot den Bürgerinnen und Bürgern ein vielfältiges Angebot an kulturellen Ereignissen.
Im Jahre 1993 ergriffen einige Gildeschwestern die Initiative zum Schneidern einer Schönkirchener Tracht gemeinsam mit der Schneidermeisterin Sünne Lindenthal.
Die Alte Gilde erhält von der Gemeinde Schönkirchen die Aufgabe zur 700-Jahr-Feier im Jahre 1994 eine Chronik zu schreiben. Diese wurde in Zusammenarbeit mit der Schönhorster und der Flüggendorfer Gilde erstellt.
Es gibt noch eine "Langfassung" der Geschichte unserer Gilde im Umfang von 14 DIN A4 Seiten. Diese Langfassung ist ein Textteil in der "Chronik Schönkirchen", die anlässlich der 700-Jahr-Feier der Gemeinde Schönkirchen im Jahre 1994 von den Schönkirchener Gilden erstellt wurde.
Im Jahre 2010 feierte Die Gilde ihr 450-jähriges Bestehen, wieder mit einem graßartigen Festumzug. Frühstück wurde in einem großen Zelt auf dem Festplatz am Weidenkamp gefeiert. Ehrengäste waren der Ministerpräsident des Landes, Peter Harry Cartensen und eine große Abordnung unserer Partnergemeinde aus Schönkirchen-Reyersdorf in Österreich. Unsere Freunde von dort besuchen uns regelmäßig zu allen Gildefesten.
Jürgen H. Waldner